Vorlesung: Praktiken des Sehens im 15. Jahrhundert - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: Praktiken des Sehens im 15. Jahrhundert
Untertitel
Veranstaltungsnummer 2.360
Semester WiSe 2021/22
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 14
Heimat-Einrichtung Kunstgeschichte
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 21.10.2021 12:00 - 14:00, Ort: 41/B10
Art/Form
SWS 2

Räume und Zeiten

41/B10
Donnerstag: 12:00 - 14:00, wöchentlich (14x)

Kommentar/Beschreibung

Praktiken des Sehens im 15. Jahrhundert (Vorlesung)
Das 15. Jahrhundert – nach dem Trauma der großen Pestepidemie um 1350, aber noch vor der Reformation 1517 – firmiert im Norden als „Spätmittelalter“, im Süden unter „Frührenaissance“. Tatsächlich ist es eine Zeit des Umbruchs, der Innovationen, aber auch der Endzeitstimmung, eine Zeit der „tektonischen Plattenverschiebung“, die sich in Künsten, Wissenschaften und Frömmigkeitspraktiken als enorm produktive, vielgestaltige und experimentelle Epoche zeigt. Von der „Entdeckung der Zentralperspektive“ in Italien über die Sehexperimente des Nicolaus Cusanus bis zur wirklichkeitsgetreuen Naturnachahmung der niederländischen Maler werden neue Modi des Sehens erprobt. Und diese sind nicht ausschließlich über optische oder kognitive Prozesse zu begreifen, sondern lassen sich – mit der aktuellen Methodik der Praxistheorie – als körperbasierte Handlungen und soziale Interaktion begreifen. Vor dieser Folie erhalten Frömmigkeitpraktiken, wie sie in dieser Zeit einerseits in Form von Meditiationsübungen (z.B. der „devotio moderna“) eingeübt, andererseits auch körperlich in Prozessionen, Festen, Mirakelspielen u.a. ausagiert wurden neues Gewicht, ebenso ritterliche, zeremonielle oder liturgische Handlungkontexte. In der Vorlesung werden solche „Praktiken des Sehens“ aus monastischem, höfischem und städtischem Umfeld vorgestellt und dabei auf ihre Bedeutung für das Selbstverständnis ebenso wie die Welt- bzw. Gotteswahrnehmung der spätmittelalterlichen Menschen hin befragt.

Literaturauswahl:
Kathleen Ashley, Wim Hüsken (Hg.): Moving Subjects. Processional Performance in the Middle Ages and the Renaissance, Amsterdam 2001
Marina Belozerskaya: Rethinking the Renaissance. Burgundian Arts across Europe, Cambridge 2002
Claudia Blümle: Der Zeuge im Bild. München 2011
Samuel Y Edgerton: Brunelleschi’s First Perspective Picture. In: Arte Lombarda 38/39.1973, S. 172-195
Beate Fricke, Markus Klammer, Stefan Neuner (Hg.): Bilder und Gemeinschaften. München 2011
Stefan Grave: Architekturen des Sehens. Paderborn 2015
Katja Gvozdeva, Hand Rudolf Velten (Hg.): Medialität der Prozession – Performanz ritueller Bewegung in Texten und Bildern der Vormoderne/ Médialité de la procession – Performance du mouvement rituel en textes et en images à l’époche pré-moderne, Heidelberg 2011
Stefan Neuner: Malerei und Navigation. Kleines Logbuch zu Carpaccios Ursula-Zyklus. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Nr. 72, 2011, S. 137–192
Andreas Reckwitz: Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive. In: Zeitschrift für Soziologie 32/4.2003, S. 282-301
Andreas Reckwitz: The Status of the “Material” in Theories of Culture: From “Social Structure” to “Artefacts”. In: Journal for the Theory of Social Behaviour 32/2.2002, S. 195-217
Heike Schlie, Elke Koch: Orte der Imagination – Räume des Affekts. Paderborn 2016

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